Sie haben sicherlich schon einmal diese schönen Messer mit fließenden Musterungen auf der Klinge gesehen. Es scheint, als hätte der Stahl selbst eine Maserung. Messer aus Damaszener Stahl gelten als besonders scharf und flexibel. Aber was ist Damaststahl eigentlich? Wie stellt man ihn her? Und welche Eigenschaften hat eine solche Klinge dann hinterher wirklich?

Einige Informationen vorab

Damaststahl, den man mitunter auch als Damaszener Stahl bezeichnet, ist sagenumwoben. Das liegt womöglich an der umstrittenen Herkunft dieses Stahls. Niemand weiß genau, warum der Name „Damaststahl“ sich geschichtlich durchgesetzt hat. Die einen Theorien besagen, dass Damaskus, im heutigen Syrien, als großes Handelszentrum auch ein großer Umschlagplatz für Stahl-Waren aller Art war. Andere Theorien hingegen behaupten, es sei ein Wort für Wasser, was auf die fließenden Musterungen anspielen soll. Auch die Art, nach der der Stahl gefertigt wird, unterscheidet sich, je nach Quelle. Darauf gehen wir natürlich noch ein.

Wir sollten außerdem unterscheiden, zwischen dem Damaszener Stahl, den man aus den Geschichten um Samurai Krieger kennt und dem, den man heute für Küchenmesser verwendet.

Was ist Damaststahl?

Beginnen wir mit einer Definition des Wortes Damaststahl. Letztendlich handelt es sich hierbei um inhomogenen Stahl. Das heißt, die Legierungen sind im Stahl unterschiedlich verteilt. Die Mischung der verschiedenen Stahlarten bezeichnet man als Feuerverschweißung. In „originalem“ Damaszenerstahl erkennt man das an der Maserung im Stahl. Heute erhält man diese Maserung meistens, indem man sie aufätzt. Damit verraten wir also gleich eine der größten Kontroversen rund um Damaststahl: der heutige Damaststahl, den man in vielen Küchen in Form von Messern findet, ist nicht mehr so ganz der „echte“ Damaststahl. Es handelt sich auch heute noch um inhomogenen Stahl, der Lage um Lage gefaltet wurde, doch die Maserung entsteht nicht nur durch verschiedene Kohlenstoff-Anteile und Legierungen, sondern wird der Optik wegen nachträglich eingeätzt. Wie das funktioniert erklären wir im Abschnitt über modernen Damaststahl.

Also warum ranken sich so viele Legenden um den Damaststahl? Woher kommt der feste Glaube daran, dass er „normalem“ Stahl überlegen wäre?

Was ist Damaststahl in der Geschichte?

Damaststahl aus dem Schmelztiegel

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir einen Ausflug in die Geschichte machen. Im Grunde entstand Damaszener Stahl aus dem simplen Grund heraus, dass man „reinen“ Stahl nicht in einem Tontiegel über Holzkohle hätte schmelzen können. Durch eine Zugabe von Kohlenstoff sinkt der Schmelzpunkt des Stahls in den Bereich, den man mit Holzkohle erreichen kann. Natürlich durfte man nicht zu viel Kohlenstoff hinzugeben, sonst hätte sich der Stahl nicht mehr schmieden lassen. Es ging also um eine perfekte Mischung aus Stahl und Kohlenstoff. Tatsächlich durfte sich der Kohlenstoff-Anteil nur zwischen 1,5 und 1,7 % bewegen. Nur in diesem Bereich war der Schmelzpunkt niedrig genug und der Stahl ließ sich noch verarbeiten.

Diese Variante gilt als die „originale“ Weise, Damaststahl herzustellen, doch schon seit hunderten von Jahren gibt es eine zweite Variante.

Falten des Damaststahls

Neben dem Ansatz über das Schmelzen des Stahls, gibt es den Ansatz des gefalteten Stahls. Auch hierbei spielt der Kohlenstoff und die Zusammensetzung verschiedener Stahlsorten eine Rolle. So hat man aus einem Stück Stahl oder mehreren Stücken mit verschiedenen Legierungen ein großes Stück geformt. Dieses hat man dann wieder und wieder erhitzt und gefaltet. Beim Vorgang des Erhitzens nahm der Stahl wieder Kohlenstoff auf. Das Zusammenfalten mehrerer Legierungen soll für flexibleren Stahl gesorgt haben, da er die Eigenschaften verschiedener Legierungen in sich verband.

Was ist moderner Damaststahl?

In der heutigen Zeit faltet man Stahl nicht mehr mühsam Schicht um Schicht von Hand. Auch die Einschränkungen von Kohle-Temperaturen und Ton-Tiegeln sind heute kein Thema mehr. Moderne Legierungen, die industriell verarbeitet werden können, muss man nicht mehr falten.

Stattdessen kann man verschiedene Stahllegierungen industriell miteinander verbinden. Sie weisen wegen der modernen Verarbeitungswege nicht mehr die so bekannten Maserungen auf. Das kann man aber ebenfalls künstlich hervorrufen, indem man den Stahl mit Säure behandelt. Die verschiedenen Legierungen reagieren unterschiedlich auf die Säure und verfärben sich in den typischen Mustern.

Ist Damaststahl besser als normaler Stahl

Damaststahl hat den Ruf, stabiler, flexibler und schärfer zu sein, als herkömmlicher Stahl, aber ist das wirklich so? Wie die meisten Gerüchte hat auch dieses einen wahren Kern. In der Geschichte, in der man durch die verschiedenen Legierungen den Stahl anders verarbeiten konnte, war er tatsächlich besser zu schleifen und dadurch schärfer. Außerdem waren die Klingen in der Regel weniger spröde und flexibler.

Heute kann man jedoch in industriellen Stahlwerken unter ganz anderen Bedingungen „schmieden“, als noch vor 200 Jahren. Heute ist der Material-Vorteil von Damaststahl nicht mehr ausschlaggebendes Argument. Tatsächlich ist es kaum noch vorhanden. In den allermeisten Fällen ist die Entscheidung für Damaststahl eine optische.

Aber warum sind Damastmesser dann so teuer? Wenn es sich nicht um industriell gefertigte Klingen, sondern auf traditionelle Art gefertigte Stücke handelt, dann sollte man weniger die Eigenschaften des Stahls für den Preis verantwortlich machen. Stattdessen solltest du das Stück als Kunstwerk sehen.

Egal wofür Sie sich entscheiden, Ihre Messer schleifen lassen können Sie bei uns.